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Andalusien Rundreise: von Arabern, Ostern und Piraten

Spuren der Kulturen in Andalusien

Ein Ort voller Überraschungen und faszinierenden Traditionen

Ich schwärme von meiner Gebeco Rundreise durch Andalusien, wie man das so macht, wenn man vom Urlaub nach Hause kommt und jeder fragt „Wie war‘s?“ - aber eigentlich keiner Lust hat, stundenlangen Erlebnisberichten zu lauschen. Ich versuche, mich möglichst kurz zu halten: „Alles super, tolles Wetter, wunderschöne Gruppenmomente, Top-Reiseleiter und ach ja, in Andalusien da war ich in Granada, Alhambra, Cordoba...“. Plötzlich, völlig unerwartet, fällt mein syrischer Bekannter mir mit leuchtenden Augen ins Wort: „al-Andalus!“.

Der freudige Ausruf unterbricht meinen lahmen Bericht und wir sind plötzlich wieder mitten drin. Mitten drin in dem Spanien, in dem Griechen, Karthager, Römer, Goten, Araber und Christen abwechselnd ihr zuhause hatten. Ein „Schmelztiegel der Kulturen“, wie es oft heißt, der bis heute sichtbare Spuren in der Kultur Spaniens hinterlassen hat und sich bis in unser Gespräch in ein kleines Dorf in der Nähe von Osnabrück zieht.


Arabisches Erbe in Andalusien

Die arabischen Einflüsse auf die andalusische Kultur

Schon schwärmen wir gemeinsam von dem Land, in dem es genauso traumhaft viele Küsten, wie historische Städte und beeindruckende Landschaften gibt. Wir diskutieren über Cordoba, das einst Hauptstadt des umayyadischen Emirats von Córdoba war und im 10. Jahrhundert zu einer der größten Städte der damals bekannten Welt wurde. Und wir schwärmen von der Alhambra, die der letzte Maurenkönig Boabdil im Jahr 1492 kampflos an Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragon übergab. Mein syrischer Bekannter war noch nie dort, weder in Cordoba noch Granada. Spanien kennt er nur aus dem Geschichtsunterricht und von Bildern. Aber je länger wir über Spanien reden, desto mehr Dinge erkennt er wieder.

Kein Wunder, ungefähr 4.000 arabische Wörter soll es im Spanischen noch geben. Aber nicht nur das: Auch in der traditionellen Musik Andalusiens finden sich arabische Spuren wieder. Verschiedene Rhythmen und Instrumente wie Laute oder Zarb zeugen von der orientalischen Vergangenheit des Gebiets. Sogar schmecken kann man den maurischen Einfluss noch! Die spanische Küche verdankt den Arabern den Reis, die Auberginen, Artischocken und Mandeln. Und erst die aromatischen Gewürze! Safran, Pfeffer, Zimt und Kümmel machen die andalusischen Gerichte zu farbenfrohen, duftenden Markenzeichen der andalusischen Kultur und Lebensart.


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Das Osterfest in Andalusien

Semana Santa: eine fantastische Woche voller Ostern

Heute liegt der Anteil der Muslime in Spanien unter 5 %. Über 90 % sind römisch-katholisch. Die Madonna hängt auf Fahnen und Flaggen von vielen Balkonen in Andalusien. Häufig sieht man auch einen ziemlich verdorrten Palmenzweig. „Überbleibsel der Osterwoche,“ klärte uns unsere Reiseleiterin in Cadiz auf. Und Ostern wird in Andalusien gefeiert wie ich es noch nie erlebt habe. Auch meine Familie hat eine ziemlich starke Ostertradition, aber die andalusische Karwoche hat selbst mich geplättet. Schon lange vor Palmsonntag treffen sich überall in der Stadt die Musiktruppen der Bruder- und Schwesterschaften der Stadt, um sich warm zuspielen.

Schauerlich bis grässlich klingt es dann jeden Abend von den öffentlichen Plätzen. Aber keineswegs, weil die Musiker so schlecht in Form sind. Nein, denn Ostern beginnt schließlich mit der Kar-Woche. Leid, Verrat und der Tod am Kreuz stehen zwischen Palm- und Ostersonntag. Diese tränenreiche Zeit spiegelt sich perfekt in den lang gezogenen, schiefen Trompeten und Flötentönen wider. Es ist eine Kunst für sich, einem Musikinstrument das Klagen beizubringen, den andalusischen Musikern gelingt dies jedenfalls perfekt. Nach den Tagen des Übens geht es dann am Vísperas Donnerstag los. Das ist keineswegs Gründonnerstag, sondern der Donnerstag vor Palmsonntag. Von da an geht es dann fast ohne Pause, Tag und Nacht weiter bis Ostersonntag. Mit unendlichem Durchhaltevermögen, unermüdlichem Körpereinsatz und ungebrochener Begeisterung schleppen die Bruder- und Schwesterschaften ihre Pasos durch die Straßen.

Rundreise Andalusien: Semana Santa

Pasos sind tonnenschwere Plattformen auf denen ganze Bibelszenen der Osterzeit lebensgroß, komplett dargestellt werden. Da ist zum Beispiel Jesus der auf einem Esel in Jerusalem einreitet, ein echtes Stück Garten Getsemani mit Jünger-Schar und Judas-Kuss oder auch wunderschöne Madonnenstatue in prachtvollen Gewändern im Schein tausender Kerzen. Getragen werden die Pasos auf den Schultern vieler Männer, die ihre unglaublich schwere Last alle 10 Meter absetzen und kurz pausieren. Marschiert wird im Rhythmus der Musik. Eine besondere Herausforderung sind die Kurven in den engen Gassen. Der Enge der Gassen ist es auch geschuldet, dass die Männer unter den Plattformen stehen müssen und nicht neben diesen hergehen können. So stehen sie in der Hitze Schulter an Schulte, von Vorhängen verborgen, unter ihrer Last, die sich schwankend, wie von Geisterhand, im Schneckentempo Richtung Kathedrale bewegt.

Das kann man ja nicht mit ansehen? O doch, tausende Spanier schauen sich das von morgens bis wieder morgens an. Die ganze Stadt ist auf den Beinen. Wer nicht in der Prozession mitläuft, schaut zu. Die kleinsten haben Alu-Kugeln dabei, die sie auf Holzstäbe stecken. Was man damit macht? Das Wachs auffangen, was die Prozessionsträger ab und an von ihren riesigen Kerzen abgießen müssen. Am Ende der „Semana Santa“ - der heiligen Osterwoche - sind die Alukugeln dreifach so dick und herrlich bunt, denn schließlich gehört zu jedem Ostertag eine andere Kerzenfarbe.


Sherry - Das Traditionsgetränk Andalusiens

Sir Francis Drake bringt England auf den Sherry Geschmack

Wie man das alles am besten genießt? Mit eiskaltem Sherry. Und am besten in Jerez de la Frontera. Wir setzen uns einfach in eines der schönen Straßen-Restaurants der Kleinstadt, bestellen einen trockenen (fino) Tio Pepe und lassen die Pasos an uns vorbeiziehen. Dazu genießen wir ein paar typische Tapas der Region. Sherry ist das Traditionsgetränk Andalusiens überhaupt, auch wenn es sich so gar nicht spanisch anhört. Wie das kommt? Auch zu dieser Geschichte gehört der arabische Einfluss aber auch Piraten und natürlich im Endeffekt auch die Engländer.

Sherry“ heißt der Wein, da der maurische Name für den Ort Jerez „Sherish“ ausgesprochen wurde. Sherry heißt damit nichts anderes als „Kleiner Wein aus Jerez“. Was hat das jetzt mit Engländern und Piraten zu tun? 1580 hatte der spanische König Philip genug von der erfolgreichen Ausdehnung des britischen Imperiums. Er baute eine große Armada und plante in England einzudringen, Elizabeth vom Thron zu stürzen und sich in Westminster zum König von England zu krönen. Queen Elizabeth erfuhr von diesem Plan und aktivierte den einstigen Freibeuter und Piraten Sir Francis Drake. 1587 landete der gerissene Kapitän einen kühnen Präventivschlag. Siegesgewiss segelte er in den Hafen von Cadiz, überraschte die spanische Armada und versetzte die spanischen Land- und Seestreitkräfte völlig in Panik.

Rundreise Andalusien - Sherry

Zwei Tage lang plünderten und brandschatzten Drake und seine Männer. Als Teil der Beute des Überfalls stahlen Drake und seine Crew auch 2.900 Weinfässer aus Jerez. Sie brachten die Fässer mit zurück nach England. Damit der Wein die Fahrt überleben konnte, mussten sie ihn allerdings Aufsprinten (Zusetzen von Branntwein). Dadurch wurde der Wein haltbar und der Alkoholgehalt stieg. In England angekommen wurde es quasi über Nacht zum letzten Schrei, den erbeuteten Sherry zu trinken. Spanischer Sherry war plötzlich das beliebteste Getränk der Engländer. So wurde die verheerende spanische Niederlage zum Segen für den kleinen Wein aus Jerez, von dem er heute noch profitiert. Denn die Engländer trugen in ihrer Liebe zum Getränk ihren Sherry in die ganze Welt und bis zum heutigen Tage konsumieren sie den größten Anteil der Sherry Produktion in Andalusien. 300.000 Hektoliter Sherry werden jährlich vor allem nach Großbritannien, Deutschland und in die Niederlande exportiert. Sir Francis Drake sei Dank, möchte man fast sagen.

Wenn ihr selbst im feurigen Andalusien bei eiskaltem Sherry und köstlichen Tapas sitzen wollt, findet ihr hier sicher die passende Reise:


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