Und so passierte es auch. Unglaublich viele Reisen später mache ich mich erneut auf nach Italien. Natürlich nach Rom! Ich habe eine Studienreise gebucht. Einige Bekannte sind erstaunt „Studienreise? Das hört sich anstrengend an, gar nicht nach Urlaub!“ Ich kann mir aber kaum ein besseres Format für eine Reise in die Stadt der Ewigkeit vorstellen. Anstrengend? Es wird wohl kaum anstrengender werden, als mit sechs Jahren auf einem Zelt Urlaub innerhalb von drei Wochen vom Garder See, über Pisa, nach Rom, Pompeji und Capri zu reisen. Zumindest werden wir nicht alle drei Tage ein Zelt auf und abbauen müssen.
Rom ist so heiß wie vor etlichen Jahren und auch immer noch genauso faszinierend. Mittlerweile bin ich meiner damaligen Urlaubslektüre entwachsen und statt „Quintus geht nach Rom“ habe ich den historischen Roman „Die Söhne der Wölfin“ von Tanja Kinkel gelesen. Meine Ansprüche an die Reise sind hoch. Ich möchte alles wissen und jeden zweiten Stein erklärt bekommen. Unsere Studienreiseleitung übertrifft meine kühnsten Erwartungen. Sie ist nicht nur Geschichtsexpertin, sondern geht auch als Kunsthistorikerin durch. Aber was sie wirklich einzigartig macht ist, dass sie uns darüber hinaus noch ein anderes Rom zeigt. Nicht das Rom unserer Geschichtsbücher, der historischen Romane und Filmklassiker, sondern das Rom der Gegenwart. Abends sitzen wir bis spät in die Nacht draußen auf den verschiedenen, wunderschönen Plätzen der Stadt, kosten die hervorragende Küche und die Weine des Landes, lauschen den Straßenmusikern und kommen mit unseren italienischen Sitznachbarn ins Gespräch. Ein bisschen Englisch, ein bisschen Deutsch und viel Gestikulieren und schon erfahren wir mehr über die Menschen, die Rom ihr zuhause nennen. Wir alle machen uns Gedanken über das Für und Wider des Tourismus und müssen dann doch am Ende einstimmig beschließen: Ohne diese Reise, hätten wir diesen fantastischen, gemeinsamen Abend nicht erlebt und hätten auch nie erfahren, wie die anderen über den jeweiligen anderen denken.